Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich!

Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich!

Gäbe es diesen Sinnspruch nicht, es wäre an der Zeit ihn in die Welt zu bringen. Dass unterschiedliche Gesellschaftssysteme sich nicht unbedingt im konfliktreichen Wettbewerb befinden müssen, scheint bisher noch nicht als Erkenntnis in Washington angekommen zu sein. Dies ist umso dramatischer, als es im Fall der Abgrenzungs- und Ausgrenzungsdoktrin von Präsident Trump nicht um den Wettbewerb zwischen Demokratie und Diktatur geht, sondern lediglich um die vermeintlich unfairen Wettbewerbspraktiken von China zum Nachteil der restlichen Welt.

Schon oft hat der BVDSI sein Erstaunen darüber formuliert, wie Washingtons Weltbild mutiert. Freier Wettbewerb, globales Unternehmertum, wirtschaftliche Prosperität und Wohlstand für alle, fanden sich bis zum Amtsantritt Trumps in allen US-amerikanischen wirtschaftspolitischen Willensbekundungen. Wie also, kommt es zu diesem plötzlichen Tunnelblick, der offensichtlich sich auch noch durch hohe Mauern im Kopf begrenzt wird? Nun könnte man vermuten, dass dieser zerstörerische Habitus etwas mit Chinas Regierungsform zu tun hat, oder mit dem gradlinigen Ziel Chinas zukünftig in der Weltpolitik eine Rolle auf Augenhöhe mit dem Westen einzunehmen.

Wie aber erklärt sich dann die Aggressivität der Trump’schen Administration gegen alte Demokratien wie Mexiko, Kanada, Italien oder der EU und hier insbesondere Deutschland? Ehrlich gesagt, finden wir hierauf auch keine den Regeln der Logik genügende Erklärung. Vielleicht müssen wir genau jetzt traditionelle Politikmechanismen infrage stellen und uns US-amerikanischer Logik nähern? 

Die könnte folgendermaßen aussehen; es war schon immer erfolgreich von eigenen Absichten abzulenken, in dem man „haltet den Dieb“ schreit und auf diejenigen zeigt, die einem am ehesten die eigenen Fehler unter die Nase halten können. Diese Strategie hätte den unschlagbaren Vorteil vom eigenen Versagen abzulenken und sich gleichzeitig als Hüter und Wahrer westlicher Werte darzustellen, allerdings nur solange, wie die Folgen eigenen Tuns bzw. Unterlassens dem „Gegner/Wettbewerber“ in die Schuhe geschoben werden können.

So wird es den USA jedenfalls nicht gelingen, die strategischen Optionen der chinesischen Belt and Road Initiative durch eigene Angebote an die interessierten Länder zu verhindern. Im Gegenteil, die Welt droht erneut in Lager zu zerfallen. Der BVDSI hat sich der friedlichen Koexistenz der Systeme verschrieben und wird deshalb auch weiterhin den Finger in die Wunde legen. Hierzu zählt natürlich auch das Erinnern an gesellschaftliche und politische Entwicklungsdefizite in China oder z. B. der EU. Warum übersieht der „Homo Politicus“ in Washington und Brüssel, dass nichts erfolgversprechender ist, als der Dialog? Wandel durch Annäherung hat schon in den Jahren bis zum Ende des kalten Krieges den Weg aufgezeigt, Tunnelblicke zu erweitern und Mauern, nicht nur im Kopf einzureißen.

Wir empfehlen hierzu auch die Lektüre des FOREX Report vom 24.08.2020, insbesondere den Beitrag „Trump will Mauern

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